Wien – [–>Nur wenige Meter über der stürmischen Wasseroberfläche schwebt der Black Hawk S-70 des österreichischen Bundesheers. Die Lage bei Markersdorf in Niederösterreich ist dramatisch! Rettungsfahrzeuge bleiben in den Fluten stecken. Mindestens zwei Menschen müssen von der überfluteten Bundesstraße 19 gerettet werden – über den Landweg sind einige Gemeinden gar nicht mehr erreichbar.
Der starke Regen sorgt in ganz Europa für Überschwemmungen und Einsätze von tausenden Rettungskräften.
Dramatische Hochwasser-Lage in Polen, Österreich, Tschechien und Rumänien
Während es in Deutschland bislang nur kleinere Überschwemmungen gibt, hat sich die Hochwasser-Lage in mehreren Nachbarländern bereits zugespitzt. In Polen nannte Regierungschef Donald Tusk die Nacht zum Sonntag eine „dramatische Herausforderung“.
► Dort lief am Abend nach dem Unwetter ein Staudamm über. In Polen gab es ein erstes Todesopfer. In Österreich wurden Dutzende Orte zu Katastrophengebieten erklärt, ein Feuerwehrmann starb beim Auspumpen eines Kellers. Auch Tschechien ist betroffen: mindestens vier Menschen werden vermisst, mehr als 250 000 Haushalte sind ohne Strom. In Rumänien kamen mindestens fünf Menschen ums Leben.
Staudamm in Polen gebrochen
Nach den starken Regenfällen ist sogar im Südwesten Polens ein Staudamm gebrochen. Nachdem das Bauwerk im niederschlesischen Stronie Slaskie nachgegeben habe, ströme das Wasser jetzt den Fluss Biala Ladecka herunter und nehme Kurs auf das Gebiet der Glatzer Neiße, teilte das Meteorologische Institut auf X mit.
Es sei eine ernste Bedrohung für die Orte entlang dieser Flüsse, hieß es. Die Polizei habe einen Rettungshubschrauber in die Gegend geschickt, um vom Wasser eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen. Auch Soldaten der Armee und des Heimatschutzes seien im Einsatz.
An mehreren Orten in Polen ist laut Tusk bereits mehr Regen niedergegangen als bei der sogenannten Jahrtausendflut im Jahr 1997. Er appellierte angesichts steigender Pegelstände vieler Flüsse im Südwesten von Polen an die Bürger, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Im Glatzer Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien war die Situation an einem Staudamm in Miedzygorze kritisch. Obwohl Hochwasser abgelassen wurde, hat er seinen Höchststand erreicht. Tiefer gelegene Dörfer wurden evakuiert, die Menschen in Sicherheit gebracht.
Wegen drohender Überschwemmungen wurden auch die Evakuierungen in Tschechien ausgeweitet. In Opava an der Grenze zu Polen mussten Tausende Menschen in Sicherheit gebracht werden. Auch in anderen Orten der Region mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen.
In Niederösterreich droht ein Stausee überzulaufen
► In Österreich ist die Lage besonders in der Region Waldviertel nördlich von Wien angespannt. Dort führte der Kamp, ein Zufluss der Donau, schon massives Hochwasser. Verantwortliche sprechen von der „Größenordnung eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses“.
Auch in der Nacht zum Sonntag wurden weitere Niederschläge erwartet. Der Stausee Ottenstein am Kamp droht überzulaufen. Das Militär steht bereit, Unterstützung zu leisten. 42 Gemeinden wurden mittlerweile wegen Überschwemmungsgefahr zum Katastrophengebiet erklärt.
An der Donau in Österreich wird ein Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Durchschnitt nur alle 30 Jahre einmal vorkommt. Der Höhepunkt der Pegelstände dürfte in der Nacht zu Montag erreicht werden.
In Teilen Deutschlands regnet es weiter
In Deutschland gibt es nach Unwettern mit starken Regenfällen im Südosten Bayerns kleinere Überschwemmungen. Die Niederschläge in den Alpen sollen laut Deutschem Wetterdienst bis Sonntagmorgen nachlassen. Vereinzelt seien Bäche über die Ufer getreten und Straßen überschwemmt worden.
Zu den Aussichten teilten die Meteorologen mit: „Ab Sonntagmittag in Sachsen sowie in Teilen Bayerns von Osten erneut aufkommende länger anhaltende Regenfälle.“ In Ostsachsen werden zwischen Sonntag- und Montagmittag Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter erwartet.
Hochwasser trifft Deutschland wohl kommende Woche
Dort und in Brandenburg könnten nach Behördenangaben auch die Regenfälle in Tschechien und Polen zu Hochwasser führen. „Bleibt es bei den vorhergesagten hohen Niederschlägen, dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag zu Montag an der Lausitzer Neiße sowie ab Mitte der nächsten Woche an Oder und Elbe ausbilden“, sagte etwa eine Sprecherin des Brandenburger Umweltministeriums.
Sachsens Landeshauptstadt Dresden rechnet damit, dass die Elbe am Vormittag einen Pegelstand von vier Metern hat und damit Alarmstufe 1 gilt. Der normale Pegelwert liegt bei rund zwei Metern. In der kommenden Woche könnte dann sogar die höchste Alarmstufe 4 gelten. Die Behörden schlossen nicht aus, dass die sieben Meter überschritten werden könnten.
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